Musikalisch durch die Krise

31.08.2020 -  

Dr. Kristin Hecht, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Verfahrens- und Systemtechnik

Wir arbeiten am Institut für Apparate- und Umwelttechnik mit Substanzen, die unter gewissen Umständen gefährlich werden können. Daher gibt es ein Sicherheitskonzept für jede Labortätigkeit. Einige Prozesse laufen automatisch ohne Aufsicht, z.B., wenn sie schon für den Nachtbetrieb geplant sind. Viele Vorgänge müssen aber direkt von einer Person im Labor beobachtet werden. Als die Mitarbeiter rasch nach Hause geschickt worden, mussten wir unsere Planung für die Labore schnell überarbeiten. Wir mussten genau definieren, welche Prozesse auch bei längerer Abwesenheit ohne Gefahr weiterlaufen können.

Dr. Kristin Hecht im Labor (c) Jana Dünnhaupt Uni Magdeburg

Dr. Kristin Hecht im Labor (Foto: Jana Dünnhaupt / Uni Magdeburg)

 

Ein bisschen Sorgen hat uns bereitet, dass wir mit unserem Projekt für den DFG Sonderforschungsbereich Transregio 63 mitten in einer kritischen Messphase steckten und im Juni pünktlich zum Statusseminar unsere Ergebnisse vorzeigen mussten. Glücklicherweise ist die Anlage schon voll automatisiert, da jede einzelne Messung einige Tagen dauert und daher über Nacht und ohne Aufsicht laufen kann. Daher war es intern relativ leicht zu begründen, dass diese Messungen mit minimaler Anwesenheit am Laufen gehalten werden können. Wären wir allerdings in den Notbetrieb gegangen und die Stromversorgung an der Universität wäre eingestellt worden, hätten wir unsere Arbeiten völlig einstellen müssen. Darum war ich sehr froh, dass es dazu nicht gekommen ist.

Trotz Abwesenheit hat die Kommunikation innerhalb der Uni und auch im Team super funktioniert. Ich fand die Youtube Q&As mit Prof. Strackeljan und Prof. Scheffler sehr schön. Sie gingen auf die Fragen der Studierenden persönlich ein und haben alles direkt und ohne Umschweife kommuniziert. Die Studierenden fragten besorgt nach Prüfungsleistungen und Veranstaltungen, die ausfallen mussten. Teilweise war es schwierig die Kommunikation über verschieden Kanäle kohärent wahrzunehmen. Mit den sich ständig ändernden Regeln war es aber auch schwierig zu planen.

Für Interessierte hat Tanja Laske eine Co-working Gruppe eingerichtet. Sie organisiert die DocAG Coaching - eine Plattform für die Entwicklung von Strategien zur Konfliktbewältigung im beruflichen Alltag und zum Austausch über Karrierewege von Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen. Wenn es zeitlich gepasst hat, haben wir uns morgens im BigBlueButton eingeloggt und auf das Whiteboard unsere To-do-Listen für den jeweiligen Tag geschrieben. Dann haben wir Zeitintervalle festgelegt, um diese Aufgaben abzuarbeiten. Nach jeder Zeiteinheit haben wir unseren Fortschritt besprochen – das hat unsere Motivation und unseren Ehrgeiz enorm gesteigert. Zur Motivation gab es immer ein Lied des Tages und wir haben ein gemeinsames Bild gezeichnet, das mit jeder erledigten Aufgabe gewachsen ist - dazu gibt es auch ein Video, das zeigt, wie unseren Figur sich während des Tages entwickelt:

 

 

Generell fand ich die Online-Zusammenarbeit sehr angenehm. Persönlich finde ich Meetings eher anstrengend, Zoom-Meetings sind kürzer als persönliche Treffen. Diese neue Effizienz schätze ich sehr.

Privat hatte ich sehr gemischte Gefühle. Auf der einen Seite war ich beeindruckt vom Zusammenhalt in der Gesellschaft und an unserer Universität. Und es hat mir sehr gefallen, dass mein Mann und ich keine reine Wochenendbeziehung mehr geführt haben: Er konnte mobil Arbeiten und hat mir jeden Morgen Frühstück gekocht. Das könnte gerne so bleiben. Auf der anderen Seite habe ich mir aber große Sorgen um kranke Familienmitglieder gemacht, die besonders gefährdet sind. Meine Familie wohnt in den USA und die Entwicklung dort hat mir große Sorgen bereitet.

Letzte Änderung: 10.11.2021 - Ansprechpartner: Webmaster